Heinrich-Böll-Stiftung

SilesiaTopia

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SilesiaTopia ist ein deutsch-polnisches künstlerisches Projekt mit drei Schwerpunkten: Künstleraustausch, partizipative Kunstaktionen und Ausstellungen zu den deutsch-polnischen Beziehungen.

Thematischer Kern von SilesiaTopia ist die tabuisierte Geschichte der Nachbarn Polen und Deutschland. Leitgedanken: das kollektive Gedächtnis als Hauptpfeiler nationaler Identität – die wechselnden Identitäten der Akteure in Schlesien – zeitliche Kontinuität und räumliche Konstanz – Doppelexistenz und Doppelleben schlesischer Orte – die Leerstellen (voids) – die Rekonstruktion und Reaktivierung des individuellen wie des kollektiven Gedächtnisses.

Bei einer ersten Begegnung im oberschlesischen Zabrze im Sommer 2012 machten sich deutsche und polnische Künstlerinnen mit ihrem bisherigen künstlerischen Schaffen, den Orten und polnischen PartnerInnen des Projekts bekannt.

Historische Bezugspunkte

Historische Bezugspunkte für eine zukünftige europäische Identität von Weltbürgern im Kontakt zwischen Schlesien und Berlin sind:

1. Die bemerkenswerte Schlesische Toleranz im Streit der Konfessionen, Schlesien als Ausgangspunkt der Befreiungskriege gegen Napoleon, der Aufstand der schlesischen Weber, die kontinuierliche Arbeitsmigration nach Berlin, die gelebte Mehrsprachigkeit und Multikulturalität Schlesiens.

Mit ihrer polnisch-schlesisch-deutschen Identität und ihrer europäischen Ausrichtung ist die Initiatorin und künstlerische Leiterin des Projekts SilesiaTopia, Karina Schönthaler Pośpiech für die Künstlerinnengruppe gleichermaßen Impuls wie Herausforderung. Der Wunsch, ihrem Herkunftsort Zabrze-Biskupice etwas zurückgeben zu wollen, steht auch für die Auseinandersetzung der Künstlerinnen mit ihrem jeweiligen familiären Hintergrund und den verschlungenen und verschütteten Wegen zwischen Berlin und Schlesien.

2. Die künstlerische Herangehensweise ist prozessorientiert, visuell, akustisch, sprachlich, haptisch und interdisziplinär: Malerei, Zeichnung, Grafik, Fotografie, Video, Musik, Gesang, Literatur, Konzeptkunst, partizipative Kunst, Licht- und Rauminstallation, StreetArt.

Die künstlerischen Ideen, Aktionen und Projekte von SilesiaTopia zeigen neben Utopien und Fragen eine überraschend unpopuläre Sichtweise auf ein einseitig besetztes Thema. Gewohnte Sinneswahrnehmungen werden in einem ungewohnten Kontext kommuniziert.

3. Im Hinblick auf Zielsetzung, Selbstverständnis und Selbstverpflichtung orientiert sich die Künstlerinnengruppe von SilesiaTopia an dem von Artur Żmijewski entwickelten künstlerischen Ansatz der angewandten Gesellschaftskunst:

"Die Kunst ermöglicht es den Menschen, ähnlich wie die Psychoanalyse, auf einer unbewussten Ebene an jenen Problemen zu arbeiten, an denen bewusst zu arbeiten sie noch nicht bereit sind." 1
1. (Artur Żmijewski, Körper in Aufruhr. Gespräche mit Künstlern, Berlin/Bytom 2010).
Kopalnia Jadwiga, Zabrze
die Hedwig Wunsch Grube in Zabrze-Biskupice, zum Teil still gelegt
Ausstellung in Rondo Stuki Galerie in Katowice
SilesiaTopia-Künstlerinnen in der Siedlung Borsigwerk,
Zabrze-Biskupice, Juni 2012
Zabrze-Biskupice, Siedlung Borsigwerk
© SilesiaTopia 2015